Um die Zukunft der Arbeit gestalten zu können, sollten wir von Ernie & Bert lernen. Dann verstehen wir vielleicht auch die Generation Y besser.

Ernie und Bert

Die Arbeitswelt verändert sich, das ist mittlerweile bekannt. Brachten wir zur Jahrtausendwende  Begriffe wie „Jobnomaden“, „Projektarbeiter“, „virtuelle Netzwerk und Teams“ nur mit selbständigen Beratern in Zusammenhang, wissen wir heute, was gemeint war. Heute finden wir diese Arbeitsweise schon in vielen „klassischen“ Festanstellungsverhältnissen. In der Zeitarbeit sowieso.

Alle Experten weisen darauf hin, dass die Schere zwischen Niedriglohnjobs (die von „Ungelernten“ übernommen werden können) und hochbezahlten Spezialistenjobs immer größer wird. Wir werden tatsächlich eine Wissensgesellschaften, in der viele Jobs schlicht abgeschafft werden. Arzt, Anwalt oder Apotheker? Brauchen wir diese Berufe wirklich noch in der Form, wie wir sie heute kennen? Wer ins Grübeln kommt, sollte sich mal Gunter Dueck’s Vortrag zur „Professionellen Intelligenz“ anhören.

Die Zukunft der Arbeit – Probleme im Jetzt

Um es kurz zu machen: Unsere Arbeitswelt verändert sich elementar und mit Auswirkungen auf fast alle Wirtschaftsbereiche. Auch und vor allem auf das Recruiting. Denn wir versuchen die jetzt auftretenden Probleme – z. B. im Recruiting der Generation Y – mit den Mechanismen der alten, bekannten Arbeitswelt zu lösen. Der Spiegel Online berichtet über die neueste Potentialpark Studie. Hier wird jährlich die Bewerberkommunikation der Unternehmen untersucht. Oder anders ausgedrückt: Wer hat die beste Karriereseite und das beste Social Media Konzept. Und natürlich gibt es eine Bewertung mit Siegern und Platzierten. Alles schön, denken Sie vielleicht. Richtig interessant wird es aber, wenn Sie die Kommentare zu diesem Artikel lesen. Da kommt nämlich das zu Tage, was wir alle wissen und selber erfahren. Nach außen hin sieht alles blendend aus, aber ab dem Moment der Bewerbung siegt häufig die Unprofessionalität. Oder sollte ich sagen: Menschelt es?! Denn das ist ja das eigentliche Problem: Wenn die Bewerbung in welcher Form auch immer beim Recruiter oder dem Hiring Manager liegt – dann hilft dem Unternehmen auch keine tolle, für mobile Endgeräte optimierte, Karriereseite mehr. Dann ist der Mensch gefragt, mit allen seinen Schwächen. Und die meisten Unternehmen und ihre Arbeitnehmer hängen gedanklich noch in einer prozesslastigen Arbeitswelt, wo Hierarchien Gesetz sind, Arbeitsschritte klar definiert, Zuständigkeiten geregelt und Verantwortung delegiert wird. Nicht umsonst hat HR in den letzten Jahrzehnten einen Bewerbungsprozess etabliert, der schon lange beerdigt werden muss und steht jetzt hilflos vor der One-Click-Bewerbung.

Die Unternehmen gleichen einem sibirischen Güterzug, der karg ausgestattet und rein für den Gütertransport ausgelegt ist – und denken, mit einer bunten Außenfassade und dem neuesten Kaffee-Vollautomaten wird aus dem Güterzug der Oriental Express  mit der perfekten Candidate Experience. Leider weit gefehlt.

Die Zukunft der Arbeit – neue Kompetenzen sind nötig

Die Zukunft der Arbeit – nein, die Arbeit ist in Zukunft eher chaotisch, unsicher, flexibel. Arbeitnehmer brauchen ganz andere Kompetenzen als früher. Es geht nicht mehr um Fachwissen, sondern um die Fähigkeiten, sozial verträglich miteinander umzugehen, untereinander zu kommunizieren, sich in wechselnden Teams zu organisieren, Kompetenzen von anderen anzuerkennen und für den Projekterfolg einzubinden, mit neuen Technologien umzugehen. Als passendes Bild dazu habe ich dies hier gefunden:

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Das alles musste die „alte Generation“ nicht können. Aber die neuen Arbeitnehmer schon. Und da hat die Generation Y klare Vorteile. Sie kennen den Gedanken des „einen lebenslangen Jobs“ nicht mehr. Sie sind in Wirtschaftskrisen aufgewachsen, haben in Zeiten von schnellen Aufschwüngen und plötzlichen Krisen studiert und können mit dieser Unsicherheit ganz anders umgehen als die alte Generation. Zur weiteren Lektüre empfehle ich den Artikel „Lückenloser Lebenslauf – wie langweilig“ von Thorsten Reiter auf seinem blog Generationthatsy . Und schöne Infografiken zur Generation Y gibt es u.a. im blog von Christoph Fellinger recruitinggenerationy.

Die Zukunft der Arbeit – und Ernie!

Tatsache ist, die Generation Y ist viel besser für die zukünftige Arbeitswelt gerüstet als alle anderen.

Aber was hat das alles jetzt eigentlich mit Ernie zu tun? Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass Ernie ganz anders tickt als der normale Bürger? Bert mit seinen Vorlieben für Briefmarken, Jazz und Tauben, seiner Prinzipienreiterei, seiner Korrektheit und seinem Leiden unter Ernie’s Mißgeschicken entspricht der „alten Generation“. Ernie dagegen ist ein wenig verrückt. Er nimmt einen Schirm mit zum Baden, weil es ja im Badezimmer regnen könnte. Und einen Ball, falls jemand einen Ball für ein Fußballspiel braucht. Er ignoriert natürlich immer alle guten, vernünftigen Argumente von Bert. Und hat damit meistens Recht. Er ignoriert auch ein „Nein“ von Bert und bekommt ihn fast immer dazu, dass zu machen, was Ernie möchte. Trotzdem ist er liebevoll, nett, auch loyal. Aber eben aus der Sicht von Bert ein wenig sehr chaotisch, frech und eigensinnig.

Wir müssen mehr werden wie Ernie! Prozesse nicht als einbetoniert hinnehmen. Den Konflikt suchen, ein „Nein“ nicht sofort akzeptieren. Unser Gegenüber herausfordern. Die Welt mal mit anderen Augen sehen. Öfters Standards hinterfragen. Scheinbar verrückte Gedankengänge zulassen. Wer, wenn nicht Ernie, bringt es fertig, aus dem Fenster zu schauen und nach sich selbst, mit nackten Füßen einsam die Sesamstraße entlanggehend, zu suchen?

Lassen Sie sich von Ernie inspirieren. Glauben Sie mir, Sie kommen leichter durch die nächsten Jahrzehnte.

Viel Spaß dabei wünscht

Ihr Henrik Zaborowski