BewerbungsunterlagenDie perfekte Bewerbung – „aaah, diese Schmerzen in meinem Kopf!“ Ich ahne es, spätestens mit diesem Artikel werde ich mich wohl endgültig ins Aus schießen. Es tut mir auch Leid, aber ich kann es nicht mehr ertragen. Dieses schwachsinnige Geschreibe über die angeblich „perfekte“ Bewerbung und wie toll, wichtig und notwendig sie doch für jeden Bewerber ist. Bullshit! Liebe „Experten“, liebe HR’ler – ich habe vor jeden Menschen Respekt und bin zur Höflichkeit erzogen. Und ich habe diesen Blödsinn früher ja auch geglaubt. Aber die Mär von der Notwendigkeit einer perfekten Bewerbung gehört mit zu dem Armseligsten, Unnötigsten und auch leider Perfidesten, was unsere deutsche Kultur in den letzten Jahrzehnten hervorgebracht hat. Es ist schlicht ein Armutszeugnis – und spätestens hier zeigt sich die ganze Perversion unseres kranken Bewerbungssystems. Sie merken schon, ich vergesse mich. Aber lassen Sie es mich so auf den Punkt bringen: Was suchen die meisten Unternehmen? Einen Romanautoren oder einen Maschinenbauer? Ein Modell oder einen Softwareentwickler? Einen Philosophen oder einen Controller? Genau!

Die perfekte Bewerbung – was ist damit gemeint?

Jetzt lassen Sie mich kurz erklären, wovon ich eigentlich schreibe. Wenn ich hier von der perfekten Bewerbung schreibe, meine ich die klassischen Bewerbungsunterlagen, die der brave Bewerber so verschickt. Also Lebenslauf, Anschreiben, Zeugnisse. Und worüber ich mich aufrege ist dieser richtig schwachsinnige Feinschliff und diese ganzen kleinen Tipps, was „man auf gar keinen Fall machen sollte“ oder wie ich mich „von der Masse der Bewerbungen abhebe“. Wenn Sie einfach mal nach „perfekter (oder idealer) Bewerbung“ googeln, dann kommen alle Tipps und Ratschläge ans Licht: Von Artikeln in seriösen Wirtschaftszeitungen oder Jobbörsenportalen über spezielle Bewerbungswebsites und Bewerbungshelfer bis hin zu Infoveranstaltungen mit „Experten“, wie sie z. B. von KarriereSpiegel gerade wieder veranstaltet werden. Und dann wird analysiert, was das Zeug hält. Wie das richtige Foto aussieht (bunt, ach ne, schwarz/weiß hat auch was, aber nicht ausgefallen, schon professionell, nicht zu ernst, nein keine Zähne zeigen …), der Lebenslauf darf nicht zu lang sein, ich soll flüssig formulieren, keine Phrasen nutzen, den Leser nicht langweilen, nicht die Stellenanzeige wiederholen, Besonderes herausstellen, schreiben warum ich mich bewerbe, warum ich unbedingt bei diesem tollen Unternehmen arbeiten will (aber nicht schleimen), ich soll meine Persönlichkeit transportieren, aber zu ausgefallen sollte mein Layout auch nicht sein (außer bei den Kreativen) und mein Abschlußsatz muss ja eh ein Knaller werden, aber halt auch nicht zu selbstbewusst.

Wenn Sie es noch nicht wussten: DAS IST ABSOLUTER SCHWACHSINN!!!!!!

Aber genau das können Sie in allen Bewerbungsratgebern nachlesen. Mir gruselt’s! Jetzt lassen Sie mich noch kurz klarstellen, welche Bewerbungen ich hier nicht meine. Die 5% aller Bewerbungen im Jahr, wo man sich fragt, was der Absender geraucht hat oder ob der einfach keinen Job will. Lebenslauf mit fünf Bulletpoints mit der Hand geschrieben auf einer Seite, schlecht eingescannt und abgeschickt. Oder „Suche Job, kann arbeiten“. Die meine ich nicht. Die sind wirklich Schrott. Nein, ich meine die 95% aller Bewerbungen, die ich in meinen 13 Recruitingjahren schon gesehen habe. Und die alle völlig solide sind – aber vielleicht nicht „perfekt“.

Die perfekte Bewerbung – Schaulaufen wie bei Bohlen?

Und wissen Sie was? Eine Bewerbung muss nicht mal ansatzweise gut sein!!!! Außer, Sie bewerben sich als Bewerbungsratgeber! Aber für 99% aller Jobs in Deutschland darf die Machart einer Bewerbung nicht den Hauch einer Rolle spielen. Warum? Weil ich doch keinen Bewerbungsratgeber suche, sondern einen Buchhalter, einen Konstrukteur, einen Schweißer, einen Vertriebsleiter, einen Zahnarzt, eine Physiotherapeutin, einen Geschäftsführer. Und die brauchen für ihren Job andere Qualitäten. Die ich im Lebenslauf nachlesen kann. Wie sie die da reingeschrieben haben, mit oder ohne Blümchen, ist mit doch völlig egal. Mir geht es doch um die Fakten! Oder??????? Wenn ich einen Java Entwickler suche, dann ist mir völlig egal, ob der noch den Mädchennamen seiner Mutter angegeben hat. Oder ob die Schrift so klein ist, dass ich fast eine Lupe brauche. Oder ob der Lebenslauf ein oder drei Seiten hat. Es ist egal!!! Ich will wissen, ob er Java kann, wie lange schon, was hat er schon für Projekte gemacht, in welcher IT Umgebung, hat er nur entwickelt oder auch beraten, kann er vielleicht auch noch mehr als nur Java? Das interessiert mich. Und es interessiert mich auch überhaupt nicht, wie toll er ein Anschreiben formulieren kann!!! Ich brauche keinen Texter – ich brauche einen Java Entwickler!!!

Von daher sind alle Tipps zur Schriftgröße, zum Foto, zum Anschreiben etc. im Wesentlichen geschenkt. Sie spielen keine Rolle! Wenn Sie auf diese Äußerlichkeiten Wert legen, dann gehen Sie doch in irgendeine Fernsehjury zu Bohlen, Heidi oder was weiß ich. Da können Sie ihren Kandidaten beim Schaulaufen zusehen. Es gibt Grundlagen, die jeder in der Grundschule lernt – nämlich wie man einen Brief schreibt. Vor allem leserlich und nachvollziehbar. In ein Anschreiben gehört z. B. eigentlich nur eine freundliche Anrede, der Grund meines Schreibens und ein netter Gruß. Aber weil Sie es sind, schreibe ich noch zwei Sachen dazu. Hier mein Anschreiben, wie es m. E. völlig ausreicht:

„Guten Tag Frau Müller (persönliche Anrede ist eine Frage der Höflichkeit, klar),

ich habe auf Ihrer Karriereseite gesehen, dass Sie einen Controller suchen. Ich bin nach meinem BWL Studium seit fünf Jahren als Controller tätig und möchte mich gerne verändern. Die ausgeschriebene Stelle ist für mich aufgrund der Internationalität sehr interessant, da ich bereits heute unsere europäischen Niederlassungen betreue. Alle weiteren Informationen können Sie meinem angehängten Lebenslauf entnehmen. Meine Kündigungsfrist beträgt drei Monate zum Monatsende. Ich freue mich auf Ihre Rückmeldung.

Beste Grüße, Henrik Zaborowski“

Das muss reichen, liebe Personaler! Ihr habt ja noch den Lebenslauf! Das ist eine Bewerbung, es ist klar, was der Absender will. Also, warum noch mehr Tamtam? Natürlich freue ich mich, wenn ich noch mehr Informationen bekomme. Aber es darf mich eigentlich interessieren. Denn anschauen muss ich mir den Lebenslauf so oder so! Und das mache ich auch. Ich schaue mir immer erst den Lebenslauf an. Das Anschreiben interessiert mich kaum.

Die perfekte Bewerbung – eine Frage der Wertschätzung?

Jetzt ist mir bekannt, und das ist auch legitim, dass viele Personaler sagen: „Naja, ich will ja schon sehen, dass sich jemand Mühe gegeben hat. Weil er/sie es dann ernst meint. Und ich will ja auch sehen, ob er/sie sich ein wenig mit meinem Unternehmen auseinandergesetzt hat und das im Anschreiben deutlich wird.“

Darf ich ehrlich sein? Vergessen Sie es! Das liest sich jetzt sehr hart, aber: Wenn ich Wertschätzung brauche, dann suche ich die bei meinem Lebenspartner oder meinen Freunden. Meinetwegen noch bei meinem Chef. Aber erwarte die nicht von mir völlig wildfremden Menschen. Es geht hier um einen Job und keine Liebesbeziehung. Klar sollte erkennbar sein, dass der Bewerber mein Unternehmen meint und mich anschreibt. Aber mehr erwarte ich nicht. Oder: Mehr darf ich nicht erwarten. Alles andere ist nett, aber hey, ist das Leben immer nett? Außerdem: Wie schnell lesen und verwerfen Sie denn eine Bewerbung, für die der arme Bewerber drei Stunden gebraucht hat? 30 Sekunden? 2 Minuten? Wo ist da Ihre Wertschätzung? Und was soll der Bewerber denn im Anschreiben über das Unternehmen schreiben? Er weiß doch nur das, was auf Ihrere Firmenkarriereseite steht!!! Und das nehmen Sie zum Teil doch selber nicht ernst, oder? Klar, wenn er der Sohn vom besten Kumpel Ihres Chefs ist – das wäre gut zu wissen. Sollte aber eigentlich auch keinen Einfluss haben … Und wenn die Bewerberin was Internes weiß und dazu was schreibt … na, wie toll finden Sie das denn? Also, alles nur blabla. Ehrlich!! Denken Sie in Ruhe darüber nach!!!

Ein ausführliches Anschreiben macht aus Sicht eines Bewerbers eigentlich nur dann Sinn, wenn er/sie sich auf eine Stelle bewirbt, die überhaupt nicht zum Werdegang passt. Dann muss sie im Anschreiben erklären, worum sie trotzdem die perfekte Kandidatin ist – und muss alles in die Waagschale werfen. Aber, hey, die will Ihr Hiring Manager nicht, die Mühe hätte das arme Mädel sich sparen können.

Die perfekte Bewerbung – was sind die elementaren Einheiten?

Lassen Sie mich ganz kurz die wesentlichen Elemente nennen, die zu einer Bewerbung gehören.

Ein richtig, richtig gutes Bewerbungsfoto – brauchen Sie eigentlich nur als Modell. Aber dann haben Sie eine richtige „Modell-Mappe“, kennen wir doch von Heidi und ihren Mädels. Oder wenn Sie sich als Fotograf bewerben. Dann ist nämlich das Foto quasi schon eine Arbeitsprobe. Von allen anderen erwarte ich kein Foto. Und wenn doch, dann irgendeins, auf dem der Bewerber zu erkennen ist.

Auf eine wirklich gute Gestaltung Ihrer Unterlagen brauchen Sie nur als Designer oder Layouter zu achten. Das sind ja auch schon Arbeitsproben. Aber für den Rest gilt: Nehmen Sie irgendein Layout, es ist völlig egal. Nur leicht lesbar sollte der Inhalt schon sein.

Ein wirklich gutes, prosaisches Anschreiben brauchen Sie als Texter, Journalist oder Autor. Für alle anderen gilt 1. freundliche Anrede, 2. worauf Sie sich bewerben, (3. wenn Sie wollen zwei Sätze zu Ihren Qualifikationen), 4. wann Sie verfügbar sind und meinetwegen auch Ihre Gehaltsvorstellungen, 5. ein netter Abschied mit persönlichem Gruß.

Und in Ihrem Lebenslauf braucht nur stehen, was Sie können und gemacht haben. „Wie“ das da steht, ist eigentlich egal. Clever ist es, oben chronologisch mit dem Neusten anzufangen und klare Fakten zu schreiben. So, dass ein Leser, der im Zweifel keine Ahnung hat, es versteht.

Alles darüber hinaus ist – nett. Aber eigentlich unnötig.

Und noch eins möchte ich zu bedenken geben.
Wenn Sie schon Ihre Ansprüche an die Bewerber so hoch schrauben, liebe Personaler und Hiring Manager, dann erklären Sie mir doch mal bitte, warum Bewerber oft keine Angaben finden, wer für die Stelle namentlich zuständig ist? Warum Angaben fehlen, weswegen die Stelle vakant ist? Warum keine Gehaltsbandbreite genannt wird? Und warum die Bewerber sich so viel Mühe zur Individualität geben sollen, während die Arbeitgeber, wie Henner Knabenreich eindrucksvoll beschrieben hat, Employer Branding Copy & Paste betreiben?

Die perfekte Bewerbung – wozu eigentlich?

An alle Leser, die mir jetzt widersprechen wollen – lassen Sie mich noch eine Frage stellen, dann höre ich auch gleich auf. Wer sollte eigentlich „der Kompetentere“ im Bewerbungsprozess sein? Der Bewerber, der sich vielleicht alle 3-5 Jahre mal bewirbt? Oder der Recruiter / Hiring Manager, der mehr oder weniger täglich Unterlagen sichtet und Gespräche führt? Denken Sie mal kurz drüber nach … Ok, wenn also der Recruiter / Hiring Manager kompetenter sein sollte (wir sind uns hier glaube ich einig) – warum können die dann nicht über all die „Bewerbungsunvollkommenheit“ des Bewerbers hinwegsehen? Also, ich kann das. Ich suche ja keinen Bewerbungsprofi. Bin ich vielleicht einfach demütiger? Verzweifelter auf der Suche nach Bewerbern? Lebensweiser? Abgeklärter? Ich weiß es nicht. Liebe Recruiter, die mir widersprechen wollen: Was können Sie eigentlich in Ihrem Job, wenn Sie die Vorauswahl eines Bewerbers an seiner Layout- und Kommunikationskompetenz festmachen? Liebe Hiring Manager, die nicht meiner Meinung sind: Was machen Sie eigentlich in einem Führungsjob, wenn Sie sich nicht die Mühe machen, unter allen Bewerbungsfehlern die fachlichen Qualifikationen des Bewerbers zu suchen? Ist das vielleicht der Grund, warum Sie manche Stelle nicht besetzt bekommen? Hart? Ja. Sie müssen sich das nicht bieten lassen, Sie dürfen mir gerne widersprechen.

Fairerweise muss ich sagen: Wer als Recruiter wirklich hunderte von Bewerbungen bekommen, z. B. für einen Traineejob, wie will er/sie dann auswählen? Mit diesem Einwurf hat Stefan Scheller in seinem Artikel „Herbe Kritik an HR“ schon recht. Aber es ändert nichts an der Tatsache, dass diese Fixierung auf die angeblich perfekte Bewerbung falsch ist! Und ja auch von allen anderen Recruitern und Hiring Managern für alle anderen Jobs übernommen wird. Warum? Ich verstehe es wirklich nicht.

Die perfekte Bewerbung – und die Alternative

Wenn Sie als Recruiter wirklich vor dem Problem stehen, aus hunderten ähnlicher guter Bewerbungen (z. B. bei Absolventenstellen) die passenden Kandidaten auszusuchen – dann habe ich einen ganz einfachen Tipp: Losen Sie! Das ist schneller, ehrlicher und führt zum selben Ergebnis! Meinetwegen sortieren Sie ein wenig nach Noten aus, das machen Sie ja eh. Was ich davon halte, können Sie hier nachlesen. Aber danach losen Sie. Ziehen eine Bewerbung, und wenn sie fachlich ok ist, ist der Bewerber weiter. Wenn es fachlich nicht reicht, ist er halt raus. Das Ergebnis ist das Gleiche als wenn Sie nach Anschreiben, Foto oder kleinen „unerklärten Lücken“ im Lebenslauf schauen. Das hat ja genauso wenig mit Qualifikationen zu tun wie losen.

Und es ist den Bewerbern gegenüber ehrlicher. Schreiben Sie in die Anzeige: „Bei zu vielen qualifizierten Bewerbungen entscheidet das Losverfahren“. Das hat, neben Ihrer Arbeitsersparnis, auch für die Bewerber zwei erhebliche Vorteile. 1. brauchen sie sich dann nicht mehr drei Stunden mit einem Anschreiben plagen, dass Sie in 30 Sekunden überflogen haben. Und 2. weiß dann jeder Bewerber, dass es nicht an ihm, sondern am Glück lag. Was ja auch in der Regel den Tatsachen entspricht. Und, da fällt mir gerade noch ein dritter Punkt ein: Vielleicht öffnet das dann auch mal den Bewerbern die Augen und sie merken, wie zufallsgetrieben doch eine erfolgreiche Bewerbungen auf Allerweltsjobs bei den beliebtesten Arbeitgebern Deutschlands ist. Und fangen endlich an, sich auch mal nach Alternativen im Mittelstand umzusehen. (Liebe Mittelständler, versaut es dann nicht und macht die selben Fehler wie alle!)

Die perfekte Bewerbung – ist Geschichte

Zum Schluss, liebe Leser, möchte ich unser aller Herz noch mit einer schönen Einsicht und zwei Praxisberichten erfreuen.

Einsicht: Im Zuge des Mobile Recruitings wird dieser ganze „perfekte Bewerbungssche…“ verschwinden. In ein paar Jahren (zum Teil jetzt schon) bewerben sich gefragte Spezialisten mit ihrem Online Profil, ohne Anschreiben. Der Recruiter muss dann zusehen, dass er aktiv wird. Wer mehr darüber wissen will: Jobnet.de hat dazu gerade ein paar Artikel veröffentlicht. Schauen Sie doch mal hier „Mobile Recruiting in Konzernen“, oder diese schöne Infografik zu Mobile Recruiting, diesen tollen Beitrag aus der Praxis von Dominik Hahn „Mobile Recruting – sind Unternehmen und Bewerber schon so weit? oder Sie lesen noch meine Ansichten, warum im „Mobile Recruiting nur dabei sein nicht alles ist“.

Praxisbeispiel 1: Ich habe in den letzten Jahren einige Bewerber „eingestellt“, dessen Bewerbungsunterlagen ich erst nach der Einladung zum Gespräch gesehen habe. Die Fakten konnte ich nämlich vorher auf einem uniformen Einseiter lesen. Und das hat gereicht, um zum Hörer zu greifen, mit den Kandidaten zu reden und sie zum Gespräch einzuladen. Die „Fehlerquote“ war quasi Null.

Praxisbeispiel 2: Ein Schmunzler zum Thema Anschreiben. Ich hatte auf einem Workshop einen Studenten kennengelernt, der sich anschließend bei uns für ein Praktikum bewarb. Er fragte, „brauchen Sie ein Anschreiben, Herr Zaborowski“. Ich sagte: „Nein, ich kenne Sie ja jetzt und empfehle Sie gerne an meine Hiring Manager weiter“. Ich schrieb also ein paar Worte zu ihm in einer mail und schickte diese mit seinen Unterlagen ab. Der Hiring Manager schrieb zurück: „Ich will ein Anschreiben“. Ich schrieb „Wofür?? Er sucht ein Praktikum, ich habe ihn kennengelernt, den kannst Du einladen“. Er schrieb: „Ich will aber. Der soll selber schreiben, warum er sich bewirbt“. Ich rief also den Studenten an und bat ihn um ein Anschreiben. Das kam dann auch. Und war … naja … o.k. Wirklich nicht toll. Und ich wusste, damit ist er „raus“. So war es dann auch – erstmal. Doch dann haben die anderen drei Bewerber (mit den tollen Anschreiben) im persönlichen Gespräch irgendwie nicht richtig überzeugt. Also bekam er jetzt eine Chance. Und das Ergebnis? Er hat im Gespräch komplett überzeugt. War sehr gut vorbereitet, klar in der Kommunikation, gewandt, umgänglich, hat die Case Study gut gelöst. Alles gut. Er hat den Praktikumsplatz bekommen und ein tolles Praktikum hingelegt. Und ich musste innerlich schmunzeln. „Anschreiben“! Nee, ist klar.

Also, denken Sie drüber nach: Sie gehen zum Fleischer Ihres Vertrauens, weil er gutes Fleisch in der Theke liegen hat. Und nicht, weil er seine Speisekarte so schön oder schlecht schreibt. Wenn Sie also schon beim Fleischer die richtigen Entscheidungskritierien heranziehen – machen Sie es doch bei den Bewerbungen genauso.

Herzlichen Gruß,

Ihr Henrik Zaborowski