Videobewerbungen sind im Kommen. Zumindest wenn es nach den Anbietern solcher Dienstleistungen geht. Über den Sinn und Unsinn lässt sich natürlich auch diskutieren. Und über die richtige Zielgruppe. Mach ich jetzt aber nicht. Ich möchte Ihnen heute was aus der Praxis zeigen. Mit einem kleinen (Erklär)Video. Und auf zwei „Bewerbungen 2.0“ hinweisen. Vielleicht sind Sie ja gerade auf Jobsuche und brauchen noch ein paar Anregungen?

Videobewerbung – technisch schlicht und ergreifend

Sie wissen, ich brauche die Dinge einfach und praxisnah. Und es darf sich nicht zu komplex anhören. Darum wurde ich auch sofort aufmerksam, als vor einigen Monaten eine email mit einem kurzen, sympathischen Video in mein Postfach trudelte. Von Marc Baur von Goltfisch bzw. hireTV. hireTV ermöglicht das einfache Aufnehmen und Hochladen einer Videobewerbung. Keine Raketenwissenschaft, sagen Sie? Genau das habe ich mir auch gedacht. Denn Videointerviewsoftware (über die Bewerber ja dann auch „Bewerbungsvideos“ machen können) gibt es ja nun schon eine Weile. Braucht es da noch einen weiteren Anbieter? Keine Ahnung, das wird der Markt zeigen. Also habe ich Marc Baur von hireTV mal angerufen. Und ihn gefragt, was denn das Besondere an hireTV sei. Und die Antwort: Die Einfachheit. Und es ist tatsächlich so. Vor den Rechner setzen, aufnehmen, ansehen, abschicken. Und für die Unternehmen gilt das gleiche. Eigentlich bekommt jeder Kunde ein fertiges „Videobewerbung-Management-System“ von hireTV. Stelle anlegen, eingehende Videobewerbungen ansehen, Kommunikation mit den Bewerbern, Status nachverfolgen. Alles in einem schlanken System. Ein Traum für jedes KMU, sollte man meinen. Leider (?) sieht die deutsche Recruitinglandschaft da ein wenig anders aus. Entweder haben und wollen die Unternehmen kein E-Recruitingsystem (also wirklich GAR keins). Oder sie haben andere Standardtools – und wollen das von hireTV nicht. Willkommen in der Realität. In dem Fall generiert ein extra von hireTV zur Verfügung gestelltes tool einen link, der zur Videobewerbung führt, und dieser link kann in jede Stellenanzeige, Karriereseite etc. eingebaut werden.

Nun ja, die Frage ist ja aber doch vor allem (Achtung: Candidate Experience): Wie einfach ist eine Videobewerbung für die Bewerber?

Und das habe ich jetzt mal für Sie getestet. Stellen Sie sich also vor, Sie sitzen abends auf dem Sofa und suchen entspannt nach einem neuen Job. Und weil Sie nicht irgendeinen Job wollen, sondern einen, der zu Ihnen passt, schauen Sie zu erst einmal bei feelgood@work vorbei. Und dann passiert folgendes:

 

Bewerbung 2.0 – Praxisbeispiele

Es machen ja immer mal wieder innovative „Bewerbungsformate“ die Runde in den Sozialen Netzwerken. Offen gesagt bin ich bei vielen Beispielen extrem skeptisch, diese für die Allgemeinheit der Jobsucher zu empfehlen. „Der klassische Arbeitgeber“ hat halt lieber die „klassische Bewerbung“ im email Postfach oder Recruitingsystem. Aber in manchen Berufsfeldern und Zielgruppen macht es, wie die Erfolge zeigen, durchaus Sinn.

Zwei Beispiele habe ich heute aber trotz meiner Skepsis für Sie, die mich vor allem mit ihrem „hybriden Ansatz“ (ich habe Monate gewartet, um diese Formulierung mal sinnvoll einsetzen zu können :-)) überzeugen.

Sven will arbeiten. Oder kürzer: www.will-arbeiten.de ist die Homepage von Sven Dichte, der als Online Marketeer und Grafiker einen neuen Job (fest oder als Freiberufler) sucht. In seiner Region. 99192 Apfelstädt (Erfurt). Er informiert auf seiner Seite über seine Bewerbungsaktivitäten, berichtet von Erfolgs- und Mißerfolgsmomenten und will natürlich auch ein wenig zeigen, was er im Online/Grafik Bereich so kann. Von der Bundesagentur bekommt er Jobangebote als Call Center Agent für 8,50 Euro/Std. Seine Meinung ist dazu glasklar: Vom Mindestlohn kann man nicht leben.

Sven hat aber nicht nur diese Seite gebaut. Sondern u.a. auch 100 individuell gestaltete (Papier) Flyer an ausgewählte Unternehmen und deren Entscheider in der Region verschickt. Wirklich individuell, zu jedem Unternehmen passend! Respekt! Ergebnis: 65% Absagen, vier Vorstellungsgespräche. Seine Website hatte bisher über 1000 Besucher (Zeitraum ein guter Monat). Er möchte mit der Website vor allem seine Affinität zur IT zeigen. Seine Kernkompetenz ist das aber nicht.

Kopitzke.me ist die andere Bewerbung 2.0, die ich Ihnen vorstellen möchte. Jörg Kopitzke ist „Spezial Generalist“ aus dem ICT Umfeld und hat im deutschen Bewerbungsdilemma das Problem, zu viel zu können.

  • Business Development (Online oder Offline)
  • PR (Kommunikation, Branding)
  • Online Projekte (Entwicklung, Management)
  • Ressource Management (Auftragssteuerung)
  • Pre-Sales- oder Partner-Management
  • Community- oder Social Media Management

Wie bringen Sie das, was Sie alles können, nun geschickt unter? Nicht in zwei Seiten Lebenslauf, das kann ich Ihnen versprechen. Das klappt einfach nicht. Auch wenn das Ihre Antwort gewesen wäre. Jörg Kopitzke hat es anders versucht. Darauf geht er auch in einem kleinen Artikel ein. Sehr ansprechend, wie ich finde. Die Herausforderung, sich mit seinen Inhalten auseinander zu setzen, hat der Betrachter (Recruiter?) trotzdem. Auch etwas, was deutsche Arbeitgeber nicht so gerne mögen. Sich mit Bewerbern auseinander zu setzen. Naja, vielleicht schlägt der Fachkräftemangel ja doch noch mal irgendwann zu???? Auch Jörg Kopitzke wählt den hybriden Ansatz. Er kontaktiert ausgewählte Entscheider von Unternehmen in der Region, für die er sich vorstellen kann, zu arbeiten. Nach einem ersten Telefonat bekommt der Entscheider eine email mit vorsortierten, gegliederten Inhalten und jeweiligem Link zur website. Wer mag, kann also nur die Kurzversion per mail lesen, oder sich weiter punktuell auf der website informieren. Sehr gut! So muss das sein! Nicht in Jobbörsen nach Jobs suchen und einer von vielen Bewerbern sein. Sondern pro-aktiv auf Entscheider zugehn – und dann natürlich Content bieten 🙂

Also, ich wünsche den beiden viel Erfolg mit ihren Aktionen. Und wenn Sie auch gerade auf Jobsuche sind – testen Sie doch hireTV. Oder bauen Sie Ihre eigene Onlinepräsenz. Ich freue mich auf Ihre Berichte und Meinungen.

Beste Grüße,

Ihr Henrik Zaborowski