New Work könnte mit New Management funktionieren. Und mit Pepper auch noch Spaß machen. Pepper habe ich vor kurzem kennengelernt, als ich einen kleinen Einblick bekam, wie MAN Truck & Bus in München das Thema New Work angeht. Von da habe ich Ihnen auch ein paar Ausschnitte per Video mitgebracht. Und natürlich wieder ein kleines Interview mit HR. Und was es mit „New Management“ auf sich hat, dazu gibt es ein spannendes Buch.
Tja, „New New New“ … ist das denn auch alles wirklich „New“? Um ganz ehrlich zu sein: Ja, irgendwie ist es schon „new“. Aber nur, weil wir in den letzten 150 Jahren in der Wirtschaft und der Arbeitswelt den gesunden Menschenverstand ausgeschaltet haben. Gilt übrigens auch oft im Recruiting. Und das „normale“ anscheinend erst wieder lernen müssen. Deswegen scheint es für uns neu zu sein. Also, heute mal nichts über das Recruiting, sondern über neue Arbeitswelten. Hoffe, das ist ok für Sie.
New Work bei MAN Truck & Bus
Vor kurzem war ich zur Eröffnung der MAN Zukunftswerkstatt in München eingeladen. Für die Moderation einer kleinen Podiumsdiskussion zum Thema New Work bei MAN und überhaupt. Und dabei hatte ich spontan die Gelegenheit, Yvonne Benkert, als Head of HR Innovation 4.0 verantwortlich für das gesamte Projekt, zu interviewen. Und während der Führung durch die Zukunftswerkstatt zu filmen (Leider nur eine wackelige iPhone Aufnahme, aber für einen kleinen Eindruck reicht es. Zu sehen direkt im Anschluss an das Interview).
Wer die paar Minuten zum Ansehen nicht hat: Für die MAN Truck & Bus ist die Zukunftswerkstatt der Start, um collaboratives Arbeiten auf knapp 300 Quadratmeter zu testen. Abteilungen oder Teams können sich für einen gewissen Zeitraum dort einbuchen, und die neuen Wege der (Zusammen)Arbeit ausprobieren. Begleitet übrigens von einem externen Coach. Sonst würde es vermutlich auch schwierig werden. Den Start in der ersten Woche machte übrigens der komplette MAN Vorstand. Wie es gelaufen ist, darüber liegen mir noch keine Erkenntnisse vor 😉 Aber so wie ich Herrn Drees & Co. bei der Eröffnung kennengelernt habe, wird das gut gelaufen sein. Das ganze Projekt wurde innerhalb weniger Monate angedacht und umgesetzt. Die Raumgestaltung lief sogar nur in wenigen Wochen. Von HR angestoßen, vom Vorstand genehmigt und dann mit vielen Köpfen und Händen umgesetzt. Respekt, Respekt. Richtig anspruchsvoll wird es aber auf die Länge des Weges, wie wir alles wissen. Ach so, und wussten Sie, dass MAN das Projekt RIO gestartet hat? Ein offenes, cloud-basiertes Betriebssystem für die ganze Transportbranche. Eingeladen zur Zusammenarbeit sind Wettbewerber genauso wie Kunden und Zulieferer. Wenn das nicht der richtige Ansatz für New Work ist, dann weiß ich es nicht. Oder besser: Wenn das nicht der einzig funktionierende Ansatz ist, um die Umwälzungen ganzer Branchen durch die Digitalisierung zu bewältigen! Also, viel Spaß beim Video! Noch mehr Interview zum Thema New Work finden Sie übrigens auf meiner Playlist auf youtube.
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New Work mit Pepper
Ein echter Hingucker bei der Eröffnung der Zukunftswerkstatt war definitiv Pepper. Männlein oder Weiblein, das war nicht so eindeutig. Aber süß und intelligent, zumindest wenn Pepper erstmal mit der Cloud verbunden ist. Aber auch so reichte es schon für einen kleinen Dialog 😉 Hier ein kleiner Vorgeschmack auf das, was kommen wird.
New Work geht nur mit New Management
Die Frage, die sich die meisten stellen, wenn sie wieder mal was von New Work lesen ist: „Schöne Theorie, und wie geht das praktisch?“ So geht es mir auch. Da gibt es ganz viel Theorie zu, aber wo findet sich das in der Praxis? Außer bei den bekannten Adressen wie Semco, Haufe oder auch den Firmen aus dem tollen Augenhöhe Projekt. Über ein tolles Buch „für Pragmatiker und New Work Anfänger“ von Prof. Dr. Schermuly „New Work – Gute Arbeit gestalten“ habe ich schon mal geschrieben. Jetzt habe ich noch eine Ergänzung für Sie. „New Management – Erfolgsfaktoren für die digitale Transformation“ von Marcus Sassenrath, verantwortlich für die Digitalstrategie bei der BPW Bergische Achsen KG.
Sassenrath macht erstmal sehr deutlich klar, dass unsere Managementheorien nicht mehr zur Industrie 4.0 passen. Denn wir leben nicht mehr im 19. Jahrhundert, in denen gleichförmige Massenprodukte die industrielle Produktion prägen. Märkte sind heute nicht mehr planbar und darum „ist die Abteilungsorganisation ein Performancekiller“. Glauben Sie nicht? Nun, warum startet MAN wohl RIO (s.o.)? Statt weiter zu machen wie bisher, schlägt Sassenrath die Orientierung am menschlichen Gehirn vor. Denn dieses ist sehr wohl in der Lage, komplexe Informationen zu verarbeiten und daraus das passende Verhalten zu generieren.
Was folgt, sind Salven klarer Ansagen und Ausrufezeichen und eine „Zurschaustellung“ falscher Denkmodelle, die heute aber immer noch Standard in unserem Managementetagen sind. Zum Beispiel die Frage, „wem“ in der Organisation ein Mitarbeiter zugeordnet ist. „Das muss doch klar sein“. Nein, meint Sassenrath. Ein intelligenter Mitarbeiter, der sich in seinem Job interdisziplinär mit anderen Abteilungen abstimmen soll und mit ihnen zusammenarbeiten, braucht keinen Chef, sondern ein Netzwerk von Kollegen, mit denen er die Anforderungen des Jobs abstimmt und Probleme löst. Hier noch ein paar andere Zitate:
„Das System ist krank, und es hat die Menschen korrumpiert“
„Die größten Probleme bereiten die Hürden im Kopf der Führungskräfte, die ihren Mitarbeitern keine Eigenständigkeit zutrauen und zudem nicht erkennen, dass ihr Führungsverhalten selbst die Mitarbeiter häufig so unselbständig gemacht hat.“
„Auch wenn das keine gute Nachricht für eine komplexe Welt ist, die sich nach nichts mehr sehnt als nach Vereinfachung, aber es ist, wie es ist: Patentrezept gibt es nicht!“
„Die herkömmlichen Zielsysteme, die Druck erzeugen sollen, müssen abgeschafft werden.“
„Budgets abschaffen – das wäre noch so eine Revolution.“
„Schluss mit den faulen Kompromissen – Stattdessen Führungskräften die Führung wegnehmen!“
Wer jetzt denken, „gut gebrüllt Löwe, aber doch weit weg von der Realität“, dem gibt Sassenrath jede Menge Handlungsempfehlungen mit unterschiedlichstem Schwierigkeits- und Wirkungsgrad an die Hand. Wirklich jede Menge! Da sollte für jeden etwas dabei sein. Und er begegnet auch Skeptikern, die es natürlich gibt und weiter geben wird.
Ich bin ja nun kein Manager und werde es auch nicht werden. Aus Arbeitnehmersicht und als externer Berater sind mir viele Managementkonstrukte aber natürlich sehr gut vertraut und bei manchem habe ich mich schon lange gefragt, wo eigentlich der Sinn des Ganzen liegt. Zum Beispiel, woher jemand am Anfang des Jahres wissen will, wo sein Umsatz realistisch Ende des Jahres liegen wird? Das ist doch völlig Unsinn. Das weiß eigentlich kein Mensch. Aber da das alle machen, traue ich mich nie, das mal ernsthaft offen in Frage zu stellen. Von daher freut es mich, dass Sassenrath als Praktiker und Manager genau die gleichen Zweifel hat wie ich – und sie auch noch fundiert begründet.
Also, mein Fazit: Ein sehr hilfreiches Buch für alle, die aus der Praxis kommen und sich immer noch fragen, ob New Work jetzt nur ein hipper Trend ist (der wieder geht) oder ob es doch sinnvoll wäre, sich damit zu beschäftigen. Die Antwort ist ganz klar: Das geht nicht wieder weg! Also: Lesen!
Und wer sich weiter inspierien lassen möchte, warum unsere Managementmethoden unser Hauptproblem zur Veränderung der Arbeitswelt sind, dem empfehle ich einen Blick auf den blog von Guido Bosbach. Besonders diesen Artikel hier: „Fuck you, Technology – die bessere Zukunft kommt nicht aus dem Silicon Valley“.
New Work – und was ist mit Recruiting?
Falls es Ihnen auffällt: Momentan blogge ich recht wenig. Das hat u.a. mit meiner Projektlage zu tun, was für mich natürlich grundsätzlich ganz nett ist. Aber irgendwie auch schade. Es hängt aber auch mit den ganzen Terminen zusammen, die in den letzten Wochen anstanden und noch anstehen. Zum Beispiel steht jetzt am 18.-19. Mai 2017 der Sourcing Summit in Mainz an. Und von der SoSuDE geht es nach einer kleinen HR Party am Abend des 19. Mai beim Henner Knabenreich in Wiesbaden direkt zum HR Innovation Day von Peter Wald in Leipzig am 20. Mai (mit einem super Programm!) weiter. Ich hoffe sehr, von diesen Events wieder ein paar Eindrücke und neue Ideen mitzubringen. Diesmal dann auch definitiv wieder über das Recruiting! Den Input gibt es dann natürlich wieder hier.
Das Beste wäre allerdings, Sie sind selber live mit dabei 🙂 Vielleicht gibt es ja noch die eine oder andere Karte? Also, sehen wir uns?
Herzlichen Gruß,
Ihr Henrik Zaborowski