Im dritten und wahrscheinlich letzten Teil meiner kleinen Reihe möchte ich einige in der Praxis gängige Recruitingmethoden auf Sinnhaftigkeit und Nachhaltigkeit (schönes Buzz-Wort) durchleuchten – und damit meine männliche Leser es auch verstehen, greife ich auf unser aller (Männer) Lieblingsthema zurück: Den Sex. (Für alle Leserinnen hier nochmal ausdrücklich der Hinweis: Dieser Artikel ist für Männer formuliert. Wenn Sie beim Lesen rot werden, ist das nicht meine Schuld!)

Im zweiten Teil hatte ich Ihnen, lieber Hiring Manager, ja erklärt, dass Frauen anders als Männer sind. Vor allem das langfristige Werben und echte Kümmern um Ihre Frau/Partnerin gibt Ihnen eine echte Chance, zum Ziel, dem Sex, zu kommen. Genauso ist es auch im Recruiting. Geben Sie sich Mühe mit den Bewerbern – auch wenn Sie kurzfristig keinen Erfolg haben. Sie können niemanden zu seinem (Ihrem) Glück zwingen!!

Jetzt wissen Sie aber hoffentlich meine Offenheit zu schätzen … dass Männer einfach häufiger Sex „brauchen“ darf ich hier sagen. Die Praxis ist aber, bei allem männlichen Bemühen, durchzogen von bösen Stolperfallen und Umsetzungshürden: Sie sind zwei Wochen im Urlaub – mit den Schwiegereltern im selben Appartement! Das Kind hat die Masern, Sie bauen gerade und haben wirklich Streß, Sie haben Geldsorgen, die beste Freundin Ihrer Frau hat Beziehungsprobleme … es gibt gute Gründe, warum Sie einfach gerade mal eine Zeitlang keinen Sex haben. Obwohl Sie sonst alles richtig machen.

Was nun? Keine Angst, wenn es gerade zu Hause nicht läuft oder Sie solo sind – es gibt Ausweichmöglichkeiten. Und ich werde diese Ausweichmöglichkeiten gleich in Analogie zum Recruiting setzen – und dann wissen Sie ALLES! Sind Sie bereit?

Jobbörsen – Treffpunkt einsamer Herzen

Es gibt sie in jeder Stadt – die einschlägigen Etablissements (nein nein, kein Rotlicht, das kommt später) wie Discos oder In-Kneipen, in die Singles gehen, wenn sie jemanden vom anderen Geschlecht kennenlernen möchten. Gehen Sie dorthin, stellen Sie sich in Pose (Sie sind wer, nicht vergessen! Sonst noch mal Teil 1 meines kleinen Reihe lesen), lassen Sie Augen und Hüfte schweifen und spendieren Sie den beiden Mädels gegenüber nen Drink. Den zahlen Sie dann mit nem Hunni, ist klar. Sie werden sehen – irgendeine beißt am Ende an. Viele Frauen werden sich angewidert wegdrehen, manche werden Sie gar nicht wahrnehmen oder nur Ihnen nur einen abschätzigen Blick zuwerfen – aber sehr sehr wahrscheinlich wird eine anbeißen. Und dann entscheiden Sie, ob die Ihnen gefällt oder nicht.

Im Recruiting entspricht das dem Posten von Stellenanzeigen in Jobbörsen. Viele potentiell passende Arbeitnehmer lesen die gar nicht, weil sie mit ihrem Job glücklich sind und nicht auf Suche (sprich in der Disco/auf der Jobbörse) sind. Manche sehen die Anzeige, werden von ihr aber nicht angesprochen. Aber andere wiederum springen darauf an, weil Sie vielleicht wirklich genau das bieten, was er/sie sucht – oder weil der Bewerber selber gerade genauso verzweifelt ist wie Sie. Einen neuen Job zu suchen ist heutzutage nichts ungewöhnliches mehr sondern fast schon normal (das ist auch mal ein Artikel wert). Mein Eindruck! Die Zeiten werden rauer. Toll ist das nicht, erst Recht nicht, wenn man dann auf Brautschau in die Disco muss. Sieht nicht souverän, sondern oft eher nach Verzweiflungstat aus. Wird ja auch so behandelt. Oder was glauben Sie, warum es immer noch so viele Ratschläge für die perfekte Bewerbung gibt? Bitter, bitter. Der Bewerber, der die Bewerbungsshow perfekt beherrschen muss. Haben wir das wirklich noch nötig? Demographischer Wandel und so. War for Talents. Hallo?! Was interessiert mich die Verpackung, wenn doch angeblich der Mensch im Vordergrund steht. Mehr dazu hier, ich schweife ab. Denn, auch das will ich nicht verhehlen – es gibt mit Sicherheit auch mal richtig gute Bewerber über eine klassische Stellenanzeige. Nur, das ganze ist irgendwie nicht so richtig aktiv gesteuert, oder? Daher auch die schöne Formulierung „post & pray“.

Personalberater – Sie fahren in den Puff

Wie Wiegald und Olli schon gesungen haben, Sie können einfach mal in den Puff. Ich kenne mich hier jetzt nur durch Tatort-Folgen und einige seriöse Dokumentationen dieses Milieus aus dem Bildungsfernsehen wie RTL2 und so aus – deswegen muss ich ein wenig improvisieren. Klar ist: Wer hier arbeitet der weiß schon mal grob, was die Gäste wollen – und bietet entsprechende Dienste. Von daher ist das eine wasserdichte Wahl für Sex. Da müssen Sie auch nicht viel erklären. Aber auch hier gibt es mit Sicherheit Qualitätsunterschiede. Die Frage aus „Knocking on heavens door“ „Ist das hier ein Puff oder ein Tanzlokal“ sollten Sie sich nicht stellen müssen. Das Edel-Bordell bietet mit großer Wahrscheinlichkeit eine andere Auswahl und Qualität als das „Massagezimmer“ an der Autobahnraststätte. Die Frage ist, was Sie zu zahlen bereit sind. 

In der Recruitingwelt sind die Personalberater und Personalvermittler die Bordelle. Das meine ich überhaupt nicht despektierlich. Ich halte sehr viel von (guten) Personalberatern!! Außerdem hat alles seine Berechtigung (Glauben Sie mir, mir ist nichts menschliches fremd. Ich habe schon viel gesehen. Lesen Sie mal das Alte Testament, Sie werden staunen, was es alles gibt. Gutes und Schlechtes im Menschen). Grundsätzlich empfehle ich Ihnen, bei Personalberatern auf Qualität zu setzen und lieber einen höheren Preis zu bezahlen. Dann können Sie Wünsche äußern und haben vielleicht wirklich jemanden, der sein Geschäft versteht. Beim Sex ist es Ihnen als Mann am Ende egal, wie der Orgasmus zustande kommt. Beim Recruiting würde ich das nicht so unterschreiben. Nachher gibt es noch im Vollzug Probleme und es kommt zum Samenstau! Sehr schmerzhaft (hab ich mir sagen lassen). Geld bezahlt, Stelle nicht besetzt und nur Schwierigkeiten. Die Gründe dafür können durchaus auch bei Ihnen liegen, manche Probleme sind einfach hausgemacht. Aber bei einer guten Auswahl sollten Sie eigentlich erfolgeich sein. Falls Sie jedoch in die Verlegenheit kommen, vom Besuch des Bordells (dem Personalberater) Ihres Vertrauens abhängig zu werden – dann sollten Sie sich fragen, ob Sie nicht etwas falsch machen. Denn auf Dauer wird das teuer und zeugt von einer schwachen Basisarbeit. Ich kenne Unternehmen, die arbeiten mit 5-10 „Personalvermittlern“ zusammen. Wahnsinn! Soll ich Sie nochmal auf meinen Artikel über die „verhurten Objekte und anderen bösen Überraschungen“ hinweisen? Ach was, den kennen Sie bestimmt schon. Übrigens: Laut dem index Personalmarketing-Report 2013 sind nach Online Jobbörsen und Printanzeigen der nächstgrößte Budgetposten im Recruiting die Honorare für Personalberater. Das geht auch anders. Da sollten Sie sich mal beraten lassen … Vielleicht holen Sie sich ja auch einen Personalberater als internen Recruiter ins Haus. Ist gerade Mode 🙂 (Ob The Police die Befreiung des einfachen Personalberaters vom Diktat des Umsatzerfolges im Sinn hatten, als sie ihr Lied „Roxanne“ herausbrachten? Ne, wahrscheinlich nicht).

Active Sourcing – der gute alte (neue) Handbetrieb

Pink brachte es mit „You and your hand“ auf den Punkt. Wir Männer kriegen es nicht immer, wie wir es wollen. Macht aber nix. Wir können uns ja auch selber helfen. Flexibel, spontan, ohne anschließende Sentimentalitäten. Jeder kann es. Ich führe das jetzt nicht weiter aus. Und die Bedenken des letzten Jahrhunderts „Werde ich von häufiger Selbstbefriedigung auch wirklich nicht dumm und impotent?“ können wir heute entspannt verneinen. Im Recruiting besteht dagegen noch Unsicherheit mit dem neuen Zaubermittel des Active Sourcing. Sehr zu unrecht, wie ich meine. Praktisch jeder kann es, es ist flexibel, mal eben gemacht. Natürlich kann Active Sourcing auch systematisch betrieben werden. Der Vorteil ist aber die unkomplizierte Vorgehensweise. Na gut, es ist etwas komplizierter. Beim Active Sourcing können Sie nämlich doch etwas kaputt machen. Anders als beim Pendant aus dem Sexualleben (zumindest ist mir noch nix zu Ohren gekommen, puh!). Aber damit habe ich mich in meinem Artikel zu Active Sourcing Irrtümern schon mal beschäftigt. Und auch rechtlich sollten Sie wissen, was Sie machen. Aber keine Angst, alles halb so wild. Auch hier wieder möchte ich aber anmerken: Wenn Sie immer und permanent selber „Hand anlegen müssen“, dann läuft etwas falsch. Das ist keine Lösung – und macht auf Dauer und einseitig auch nicht sooo viel Spaß!

Die Moral von der Geschicht? Erfolgreiches Recruiting braucht seine Zeit!

Also, liebe Hiring Manager, seien wir realistisch. Wir konnten uns schon immer unserer Umwelt anpassen. Wir sind Männer! Und es ist clever, zu verschiedenen Zeiten verschiedene Methoden zu wählen und einen guten Mix zu haben.

Meine pragmatische Empfehlung:

1. Kümmern Sie sich langfristig um Ihre Bewerber oder die, die es werden könnten. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, die werde ich jetzt hier aber erst einmal nicht mehr aufführen. Googlen Sie  doch mal nach „Talent Management“. Schon mal gehört? Da finden Sie etliche Artikel. Oder Sie schauen mal direkt hier beim Talent Blog.

2. Nutzen Sie Active Sourcing auf professioneller Basis. Nicht „quick & dirty“. Das braucht ein wenig Training und Verständnis, aber dann läuft das.

Beides zusammen sind gute Ergänzungen und sollten 90% Ihres Recruitingbedarfs decken. Den Personalberater würde ich mir für die ganz großen Momente aufheben. Wenn Sie mal wirklich jemand „Besonderen“ suchen.

Lassen Sie mich mit einem Interview aus der „Zeit“ mit dem Sexualtherapeuten David Schnarch (cooler Name für diesen Beruf, oder?) enden. Schnarch spricht über die Langweile im Bett in langjährigen Beziehungen. Und darüber ob das nun gut oder schlecht ist und wie sich das ändern lässt. Sein Fazit: „… wer bereit ist, zu wachsen, wird Sex haben, wie er ihn vorher nicht kannte. Intimer, erfüllender. (Das könnte ich doch mal als Aufhänger für das Thema Mitarbeiterbindung nehmen … ) Und ich sage: Gleiches gilt für das Recruiting! Sie werden sehen, Ihr Recruiting wird erfüllender. Und – da bin ich mir aus eigener Erfahrung 100%ig sicher – auch erfolgreicher. Aber dafür müssen Sie sich auf den Weg machen und ein wenig altes Gedankengut und Machogehabe ablegen. Vielleicht helfen Ihnen ja Ihre HR KollegInnen dabei und bilden Sie zum Frauenversteher aus?

Was Sie jetzt mit meinen Anregungen machen? Naja, in Ihr Sexleben mische ich mich nicht ein. Aber wenn Sie Hilfe beim Recruiting brauchen – melden Sie sich einfach.

Herzlichen Gruß,

Ihr Henrik Zaborowski