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Heute ist Allerheiligen – ein Feiertag, mit dessen Hintergrund und Bedeutung ich persönlich ehrlich gesagt wenig anfangen kann. Was nichts daran ändert, dass ich die geschenkte Ruhe schätze. Und wenn Sie wie ich das Glück haben in einem Bundesland zu arbeiten, in dem dieser Tag ein Feiertag ist, dann sollten Sie sich ebenfalls diese Ruhe können. Darf ich Sie ein wenig einstimmen?

Mit diesem Tag verbinde ich seit Teenagertagen die „Litanei auf das Fest Allerseelen“ von Franz Schubert. Ich habe für diesen Artikel bewusst eine Version des großen, legendären „Schubert-Sängers“ Dietrich Fischer-Dieskau gewählt. Gönnen Sie sich 3.37 Minuten der Meditation mit diesem Lied.

Worte wie „Ruhe“ und „innerer Frieden“ lesen sich heutzutage so esoterisch und weltfremd. Wer diese Worte in den Mund nimmt, sie als Werte hoch hält, wird leicht als Weichei, frommer Spinner, Idealist oder Träumer abgetan. Als jemand der nicht weiß, wie das wirkliche Leben aussieht. Der der Realtität des harten Arbeitens nicht ins Auge blicken kann. „Von nichts kommt schließlich nichts.“

Aber diese Einordnung kann falscher nicht sein. Das Gegenteil ist richtig. Wer wirklich Ruhe und inneren Frieden sucht, geht einen Kampf ein, der auf dieser Welt nur schwer zu gewinnen ist. Von Termin zu Termin, von Verpflichtung zu Verpflichtung, von der email zum Anruf zur Facebook Nachricht zum Tweet zu hetzen ist so viel anerkannter und geht vor allem so viel leichter von der Hand. Denn es gibt mir das gute Gefühl (scheinbar) etwas zu tun, gefragt, wichtig und dabei zu sein. Im Mainstream der anonymen Massenbewegung bekomme ich das Gefühl der Anerkennung, nach dem jeder von uns sucht. Es ist so menschlich.

Aber die Stille, die Ruhe des Nichtstuns, des Nicht-Kommunizieren, das Besinnen auf mich selbst und das Aushalten meines puren Seins ist die wahre Herausforderung meines Menschseins. „Bin“ ich noch, wenn sonst von mir nichts ist? Kein Re-Tweet, kein Liken, keine Schulterklopfen vom Chef für meine tolle Leistung, kein „ich gönne mir jetzt mal was Gutes-Shopping“. Und doch sind wir in der Ruhe dichter dran am Menschsein als in allen unseren Aktionen. Schon in der, aus unserer heutigen Perspektive zumindest für die Reichen, Gelehrten und Philosophen besinnlichen, langsamen Antike, war die Muße ein höchst erstrebenswertes Gut. Aristoteles schrieb „wir arbeiten, um Muße zu haben“. Eine Ansicht, die von der heutigen Ökonomisierung unseres Lebens verdrängt wurde. Oder wie Bernhard Heinzlmaier schreibt: Ökonomische Imperative greifen auf alle Sphären der Gesellschaft über. Kein Wunder also, dass Burn Out die neue Volkskrankheit ist.

„Ruhe finden“ war schon immer eines der zentralen Themen der Menschheit. Nach christlichem Verständnis begann die Unruhe mit der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies. Nein, wir müssen genauer hinschauen: Die Unruhe begann mit dem Sündenfall. Nachdem sie von der verbotenen Frucht gegessen hatten, versteckten Adam und Eva sich das erste Mal überhaupt vor ihrem Schöpfer. Nicht Gott entfernte sich vom Menschen (im Gegenteil, Gott „ging im Garten spazieren“ und rief nach seinen Menschen) – sondern die Menschen entfernten (versteckten) sich aus Scham und Schuldgefühl von Gott. Ist das vielleicht die tiefe Wurzel unserer Unruhe, die in jedem von uns steckt? Die Ursache für unsere Fragen: „Bin ich gut genug? Werde ich gesehen, anerkannt? Habe ich einen Wert“? Der Heilige Augustinus kannte diese Unruhe. Von ihm stammt der Satz „Unruhig ist unser Herz, bis es ruht (Gott) bei dir.“ Über seinen Seelenzustand vor dieser Erkenntnis schrieb er Jahre später: „Dann, in dem großen Aufruhr meines inneren Menschen, den ich mit meiner Seele so heftig entfacht hat in der Kammer meines Herzens, stürze ich, verstört im Gesicht und im Geist, zu Alypius und rufe ihm zu: »Wie halten wir das aus? Was bedeutet das? Hast Du es gehört?“

„Wie halte ich das aus?“ Das ist auch heute die Frage, die wir uns (in ruhigen Minuten) stellen müssen. Augustinus hat seine Antwort gefunden. Denn die Vertreibung aus dem Paradies war zwar eine konsequente Maßnahme Gottes auf den Sündenfall – änderte aber überhaupt nichts an der Liebe Gottes zu seinen Geschöpfen. Wie sich Jahrtausende später durch Jesus Christus zeigte. Von ihm stammen die berühmten Worte aus Matthäus 11, 28Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid – ich will euch erquicken … bei mir findet ihr Ruhe für euren Seelen“. Jesus sagte auch: „Wer mich sieht, der sieht den Vater.“

Ich wünsche Ihnen für diesen Feiertag, dass Sie Ihre innere Unruhe wahrnehmen können. Und sich dann auf den Weg machen, Ruhe zu finden. Mein Tipp: Versuchen Sie es bei dem, der immer noch seine Geschöpfe ruft und ihnen sich selbst in Jesus gezeigt hat. Es wird ein Kampf – aber es lohnt sich.

Und nehmen Sie es mir nicht übel, meinen eigentlich fachlich bezogenen blog für diese privaten Ansichten gebraucht zu haben. Ich wollte Ihnen diese Gedanken einfach weitergeben.

Einen gesegneten Feiertag,

Ihr Henrik Zaborowski