Frechmut PersonalgewinnungFrechmut in der Personalgewinnung? Gibt es zum Glück espressoweise – und brauchen wir unbedingt. Gleiches gilt für die HR Bücherlandschaft. Aber ich freue mich auch einfach über „inhaltlich gute“ Bücher, die Content verbreiten, der gebraucht wird. Und gebraucht wird doch so einiges, wie ich immer wieder feststellen muss. Ich greife jetzt vor, aber lassen Sie es mich offen sagen: Das „Frechmut Buch“ vom Jörg Buckmann ist der Knaller. Und mindestens so anregend wie ein guter Espresso. Das stelle ich Ihnen am Ende vor, inkl. einem kleinen Videointerview mit Mr. Frechmut himself. Aber vorher habe ich was zum Thema „Mitarbeiter als Markenbotschafter“ und etwas zu einem meiner Lieblingsthema „Personalauswahl“ für Sie.

Mitarbeiter als Markenbotschafter

Mitarbeiterempfehlungsprogramme gibt es schon lange. Die technische Umsetzung / Unterstützung der Idee „Mitarbeiter werben Mitarbeiter“ durch Software ist dagegen noch nicht so alt, nimmt aber stetig Fahrt auf. Ich erinnere mich noch sehr gut an den Abend in Wien 2014 mit dem Firstbird Team rund um Armin Wahls und Matthias Wolf. Da standen die Jungs gerade in den Startlöchern. 2016 riefen sie die nächste Recruitingrevolution aus, wie im blogartikel von Christoph Athanas nachzulesen ist. Talentry ist ein weiterer Anbieter, der inzwischen eine feste Größe im Markt ist und eqipia wurde 2016 von XING gekauft (was definitiv ein Zeichen ist, dass Mitarbeiterempfehlungsprogramme wichtiger werden ;-)).

Aber Software ist ja nicht alles. Und die Idee, meine Mitarbeiter zu bitten, offene Jobs in ihrem Netzwerk zu teilen, ist nett, aber eben auch nur ein kleiner Teil des Gedankens Mitarbeiter als Markenbotschafter zu verstehen. Wer das Thema breit UND tief behandeln möchte, dem empfehle ich das Buch „Lotsen in der Informationsflut“ von „PR-Doktor“ Dr. Kerstin Hoffmann. Kerstin Hoffmann ist Kommunikationsprofi, Beraterin, Speaker und hat übrigens einen ausgezeichneten blog rund um Unternehmenskommunikation im digitalen Wandel. Und ihr tiefes Know How merkt man ihrem Buch auch an. Ihr geht es um Mitarbeiter als Markenbotschafter, nicht um das Recruitingthema „Mitarbeiter werben Mitarbeiter“. Sie geht am Anfang intensiv auf das Thema Content Marketing ein und erklärt dann ausführlich, warum Unternehmen Markenbotschafter für ihre Produkte/ihre Marke brauchen. Hätte sie das Buch etwas später geschrieben, sie wäre garantiert auf die FakeNews Thematik eingegangen, die durch Trump in unsere Gesellschaft eingezogen ist. Kunden, Verbraucher, Bewerber etc. werden immer mehr überschüttet mit Informationen. Aber welche davon sind richtig? Welche wichtig? Welche für mich relevant? Mit wem kann ich darüber reden? Wir alle orientieren uns am Ende an Menschen, denen wir vertrauen. Weil sie einen Expertenstatus haben und wir sie als vertrauenswürdig empfinden. Als unsere Lotsen eben in der Informationsflut. Genau diese Aufgabe übernehmen Markenbotschafter. Das kann der CEO genauso sein wie ein Call Center Mitarbeiter oder ein Recruiter. In den nächsten Kapiteln geht Kerstin Hoffmann konkret darauf ein, wie ein Unternehmen Mitarbeiter identifiziert, aufbaut und unterstützt, die diese Rolle übernehmen können. Und gibt praktische Anleitungen für das Bespielen der Social Media Kanäle durch die Markenbotschafter.

Für mich ist das Buch in Tiefe und Dichte fast ein wenig erschlagend. Wer mal schnell das kleine 1×1 des „Markenbotschafterssein“ in drei Schritten erlernen will, wird hier nicht fündig. Kerstin Hoffmann zieht das Thema aus meiner Sicht grundsätzlich und von der Pike auf. Gespickt mit vielen Referenzen, Zitaten und Interviews von und mit echten Markenbotschaftern, Praxisbeispielen und eben ihrem Wissen über Kommunikation in der digitalen Welt. Wer aber wirklich wissen möchte, wie er seine CDO oder CEO oder auch CPO ganz praktisch endlich als Marke aufbauen kann und auch das theoretische Fundament verstehen möchte, der sollte sich unbedingt dieses Buch zulegen. Eine etwas genauere Zusammenfassung hat Kerstin Hoffmann übrigens hier selber geschrieben.

Personalauswahl mit strukturierten Einstellungsinterviews

Falls Sie regelmässig meinen blog lesen wissen Sie es schon: Ich selber bin kein sehr strukturierter Mensch. Und ich bin ein ganz ganz großer Freund davon, Bewerbungsgespräche so zu führen, als säße man beim Kaffee zusammen, um über „Gott und die Welt“ zu plaudern. Warum? Weil ich den Menschen kennenlernen möchte, der gerade in der Rolle des Bewerbers vor mir sitzt. Also muss ich ihn aus seiner Rolle rausholen. Das geht aber nicht, wenn mein ganzes Verhalten förmlich schreit: „Das hier ist ein Vorstellungsgespräch“. Letztens sagte mir jemand, der mir zufällig bei einem Telefoninterview zuhört hatte: „Du führst diese Gespräche so ganz anders. Irgendwie netter und persönlicher“. Das freut mich natürlich. Auf der anderen Seite zucke ich immer demütig zusammen, wenn ein Recruiter seine dreiseitige Liste an Fragen rausholt. Und die Fragen abarbeitet. Und so gesetzt und vernünftig spricht. Dann denke ich immer: „Mann, der/die macht das aber professionell. Nicht so larifari wie du, Henrik“. Ich sage mir dann immer wieder, dass ich ja die selben Fragen stelle. Nur eben in anderer Reihenfolge und Form. Wie es sich gerade am besten ergibt 😉

Personalauswahl ist für mich am Ende immer noch eine der schwierigsten Thema des Managements. Lassen Sie es mich auf den Punkt bringen: Sie haben nie, nie, nie eine 100%ige Sicherheit, dass Sie die richtige Entscheidung treffen. Trotzdem kann man eine (sehr) gute Entscheidungsgrundlage treffen. Und zwar durch ein gut geführtes, strukturiertes Interview.

Praxistraining EinstellungsinterviewsUnd genau dazu wurde mir das Buch „Praxistraining Einstellungsinterviews“ in die Hände gespielt. Und ich muss sagen, hier haben wir genau das, was der Titel verspricht. Neben ein paar Grundlageninformationen bietet diese Buch eine „Schritt für Schritt“ Anleitung für die Durchführung einer Personalauswahl. Vom Anforderungsprofil über die Vorauswahl bis zur Durchführung des strukturierten Interviews und der Auswertung. Bei dem Thema „Vorauswahl anhand von Bewerbungsunterlagen“ gehe ich nicht ganz mit, aber da bin ich ja eh etwas eigen. Der Rest passt 😉

Was spannendes ist, ist das Gesamtkonzept des Buches. Denn es gibt noch einen Online Zugang mit weiteren Materialien. Unter anderem Videos mit gespielten Interviews. Einmal wie man es besser nicht machen sollte (es aber leider immer noch in der Praxis vorkommt) und einmal die bessere Variante. Das Ganze wirklich hochwertig und professionell gespielt und gedreht. Ich hatte schon meine Befürchtung … Und wer mag, kann auch auf eine vom Autor entwickelte Interview-Software nutzen. Das ist für mich auch so ein wenig der einzige Haken an dem ganzen Konzept. Ich empfinde da schon einen deutlichen Ansatz, diese Software zu vermarkten und zu verkaufen. Aber diesen Ansatz kann ich ja auch entspannt ignorieren.

Wer sich also unsicher ist, ob er wirklich gute und richtige Fragen stellt und ob sich seine Gesprächsführung noch verbessern lässt, dem empfehle ich gerne dieses Buch. Mit den weiteren Onlinematerialien ist das fast wie ein Webinar, zum Preis eines Buches.

 

Frechmut: Personalgewinnung ist Einstellungssache

Personalgewinnung mit FrechmutSo, und jetzt komme ich zum Glanzstück der aktuellen HR Bücherszene. Jörg Buckmann hat als Herausgeber von „Einstellungssache: Personalgewinnung mit Frechmut und Können“ die 2. Auflage herausgebracht und mich alleine mit den ersten Kapiteln absolut begeistert. Auch wenn er eher aus der Personalmarketing- und ich aus der Recruiterecke kommen – wir haben die gleiche Überzeugung: Personalgewinnung ist Einstellungssache. Und Jörg bringt diese Einstellung in fünf Essenzen auf den Punkt:

Frech
Mut
Leidenschaft
Ego
Tun

Jeder dieser Essenzen hat Jörg ein ganzes Kapitel gewidmet, in denen er zusammen mit einem Co-Autor / Interviewpartner die jeweilige Essenz näher erläutert und anhand praktischer Beispiele erklärt. Und zwar auf den Punkt! Da sind so Goldschätze bei wie

„Menschen füllen eine Marke, nur dann strahlt sie von innen.“

„Die HR Geberkonferenz sozusagen: HR Fürsten und Linienkönige hatten ein paar Stellen zu vergeben und empfingen stellensuchende Bittsteller.“

„Es macht gigantischen Spaß, etwas zu probieren und zu experimentieren. Dabei geht man halt immer auch ein gewisses Risiko ein. Dafür sind wir ja auch bezahlt.“

„Die Innovationskraft im Arbeitgeberauftritt ist oft bedenklich nahe an der Grasnarbe“

Das wärmt mir echt das Herz 😉 Nach diesen fünf Kapiteln gibt Jörg den 18 weiteren Autoren die Bühne. Es geht darum, dass Employer Branding von innen beginnt, um Markenbotschafter (vielleicht fangen Sie hier erstmal an, bevor Sie sich das Buch von Kerstin Hoffmann holen?), um die Karriere Website, Einsatz von Videos und Film, natürlich Social Media in der Praxis, Storytelling und noch einiges mehr. Die meisten Autoren dürften auch der breiten HR Szene bekannt sein, Jörg hat hier wirklich das who is who zusammengeholt.

Ich bin ganz ehrlich zu Ihnen. Holen Sie sich dieses Buch, beherzigen sie die Ratschläge … und Ihr Recruitingjob macht wieder Spaß und bringt Ergebnisse. Vieles davon ist einfach gesunder Menschenverstand. Aber auch auf den muss man ja erstmal kommen. Aber bevor Sie bestellen, nehmen Sie sich doch einfach noch ein paar Minuten Zeit für das kleine Videointerview, dass ich mit Jörg anlässlich seiner Buchvorstellung bei Manpower in Eschborn führen durfte. Der Bildausschnitt ist nicht ganz optimal, aber es geht ja vor allem um den Inhalt, oder?

In diesem Sinne – ich wünsche Ihnen und uns allen viel Frechmut für die Recruitingherausforderungen 2017!

Herzlichen Gruß,

Ihr Henrik Zaborowski