Arbeitgebersiegel werden völlig überwertet, der Meinung bin ich ja schon immer. Aber ich bin ja auch so ein pragmatischer Bauchtyp, was zählt in der Welt von Fakten, Fakten, Fakten da schon (m)eine einzelne Meinung? Die Welt ist schließlich bunt und kompliziert. Da kann so ein Siegel doch Halt und Sicherheit geben. Dem Bewerber, meine ich. Funktioniert aber anscheinend nicht, wie diese brandneue Studie von Employer Telling gerade zeigt.
Arbeitgebersiegel sind nur für zwei Personengruppen relevant
Wir leben in einer „Schein“-Gesellschaft. Alles muss dokumentiert und „beglaubigt“ sein, damit wir sicher sein könnten, dass auch alles seine Ordnung hat und geprüft und hochwertig ist. Darum geben uns Siegel aller Art das gute Gefühl, z. B. als Verbraucher wirklich Qualität einzukaufen. Dass die meisten Siegel von Produktanbietern und Interessenverbänden erschaffen und gar nicht unabhängig kontrolliert werden … geschenkt! Wen interessieren die Details. Mach nen Siegel drauf und das Herz geht einem auf. Und so auch in der Arbeitswelt. Blogger wie z. B. hier Henner Knabenreich machen sich immer mal wieder über die unzählbaren Arbeitgebersiegel lustig und ja, über den Sinn und Unsinn lässt sich trefflich streiten. Klar ist, das vor allem zwei Zielgruppen von den Siegeln profitieren. Die HR Abteilungen der Arbeitgeber, wenn sie wieder ein Siegel auf die Karriereseite setzen und damit ihre gute Personalarbeit rühmen können – und natürlich die Siegelanbieter. Es sei beiden gegönnt, leben wir nicht alle auch für Ruhm und Ehre (oder wie es beim Bund heißt: Lob und Anerkennung)?! Klar, Haken dran. Und signalisiert nicht auch zumindest ein wenig die Tatsache, „kein Siegel zu haben“, dass einem die Unternehmenskultur und die Mitarbeiter unwichtig sind? Der Gedanke könnte zumindest aufkommen.
Arbeitgebersiegel – mal nachgefragt
Jetzt haben sich die beiden HR & PR Profis Dr. Manfred Böcker und Sascha Theißen des Themas mal angenommen und eine kleine Studie zur Bekanntheit der diversen Arbeitgebersiegel bei der Zielgruppe, den Jobsuchern, gemacht. Mit einem für mich nicht überraschendem Ergebnis. Ich hab es mal ganz groß für Sie ;-).
Befragt wurden 1.052 Kandidaten, die sich in den letzten beiden Jahren in mindestens einem Bewerbungsprozess befanden. Mehr Infos zu der Studie finden Sie hier.
So, mehr wollte ich eigentlich gar nicht. Wie gesagt, über Sinn und Unsinn von Siegeln lässt sich endlos diskutieren, das ist aber nicht mein Thema. Ich wollte Ihnen die Info einfach nur mal zurufen, zu mehr fehlt aktuell (wie schon seit Monaten) leider die Zeit. Mein blog vereinsamt immer mehr …
Darum wünsche ich bei der Gelegenheit einfach schon mal eine besinnliche Vorweihnachtszeit!!! Und sollten Sie noch Budget freihaben, geben Sie es vielleicht doch nicht für nen Siegel aus. Sondern vielleicht lieber für menschlich so wertvolle Events wie z. B. HUMAN PLACE ;-). Mehr dazu hoffentlich im neuen Jahr.
Herzlichen Gruß,
Ihr Henrik Zaborowski
Eigentlich ist die Geschichte noch absurder, denn auf mich kommt immer wieder Sales zu, weil dem Einkauf des Kunden ein solches „Zertifikat“ bei der Ausschreibung wichtig ist, um unsere langfristige Leistungsfähigkeit zu beurteilen (ob wir also auch die notwendigen Mitarbeiter für die Service-Erbringung haben werden). Genau…
Das ist so krass, Stefan, so krass … Da ist schon verständlich, warum so viele Anbieter ein Siegel anbieten. Vielleicht sollte ich da auch mitmischen? 😉
Die Siegel-Flut scheint mir auch sehr zweifelhaft. Unsere Firma bekam dieses Jahr 4 mal eines angeboten. Bzw. wir haben die Auszeichnung erhalten, müssten aber 5.000 bis 10.000 Euro pro Siegel dafür bezahlen, es auch drucken oder darstellen zu dürfen. Haben wir nicht gemacht. Nicht mehr, muss ich sagen, denn vor einigen Jahren hatten wir das mal gemacht, als wir das 1. Siegel von Focus erhielten. Und ich muss zugeben, dass wir daraufhin auch von Kundenunternehmen positiv angesprochen wurden. Es ist also nicht so, dass niemand darauf achten würde. Ob es allerdings im Recruiting etwas bringt, bleibt dennoch fraglich.
Leider bringt meines Erachtens auch die hier zitierte Studie keine tiefgreifende Erkenntnis. Ich warte noch immer auf eine Studie, in der die relevante Zielgruppe befragt wird. Und zwar nicht irgendwo im Internet, losgelöst von jeder Stellenanzeige, sondern direkt im Bewerbungsprozess mit einem direkten Vergleich von Stellenanzeigen mit und ohne Siegel. Welche Stellenanzeige wird dann eher gelesen? Welchem Arbeitgeber gibt man eher einen Vertrauensvorschuss? Das wäre mal spannend!
Hallo Herr Eisenbeiß,
vielen Dank für Ihre Erfahrungsbericht, der sich sicherlich mit der Mehrheit deckt. Ja, so eine von Ihnen beschriebene Studie wäre tatsächlich super. Wobei ich mir die praktische Umsetzung nicht ganz einfach vorstelle. Vermutlich hat es deswegen auch noch niemand gemacht 😉
Herzlichen Gruß,
Henrik Zaborowski