Purpose ist ja eines der vielen Schlagwörter (ich will jetzt bewusst nicht „Buzzword“ sagen), das anfangs eher nur in der New Work Szene, aber inzwischen auch im Mainstream, gerne als Schlüssel für den Unternehmenserfolg und die Mitarbeiterzufriedenheit genannt wird. Inzwischen wird es auch sehr gerne im Recruiting und Employer Branding verwendet, um sich als Unternehmen „mit Sinn“ und damit als besonders attraktiven Arbeitgeber darzustellen. ich stehe dieser ganzen Purpose idee eher skeptisch gegenüber. Meines Erachtens gibt es zu wenig Jobs und zu wenig Unternehmen, die sich mit gutem Gewissen einen echten, guten Unternehmenszweck/-sinn auf die Fahne schreiben können. Aber es gibt ja vielleicht auch noch eine andere Betrachtungsweise. Mal sehen.

Purpose – wo soll der bitte herkommen?

Ich werde in diesem Artikel der Komplexität des Themas Purpose nicht gerecht werden. Dafür bin ich auch zu wenig Experte. Ich frage mich halt immer nur: Wo soll ein echter, „guter“ Unternehmenssinn herkommen? (was „gut“ und erstrebenswert ist, ist ja auch nochmal eine subjektive Angelegenheit). Vergessen wir bitte nicht: Die meisten Unternehmen sind Kinder des Kapitalismus – und da war sehr sehr sehr lange und ist in 99,9% der Fälle immer noch der einzige Unternehmenszweck, (viel) Geld zu verdienen. Und im Zweifel mit Dingen, die kein Mensch braucht. Nicht umsonst werden wir alle mit Werbung und Marketing zugeschmissen. Wenn mir niemand 24/7 einredet, dass ich Faltencreme, 5 verschiedene Waschmittel oder extra Schokolade mit viel Milch brauche, um so glücklich zu sein wie die Menschen in der Werbung – dann würden die meisten Menschen diese Produkte wohl auch nicht kaufen ;-). Denn eigentlich brauchen wir ganz ganz vieles nicht. Aber das ist ein anderes Thema.

Wenn also der Kern des Unternehmenszwecks fragwürdig ist (Herstellung eines eigentlich unnötigen Produkts), wie soll dann der Rest sinnvoll werden? Ich finde es schwierig. Lässt sich nur retten, in dem ich jetzt damit anfange, dass die Faltencreme (die ich nicht brauche) ohne Tierversuche hergestellt wird. Hurra, wir haben endlich einen Unternehmenssinn!!! Oder die Schokolade für Kinder, Haustiere oder was weiß ich nur Fairtrade Kakao oder Bio Milch enthält. Oder der dicke SUV mit neuster Technologie ausgestattet ist. Oder oder oder. Wenn ich jetzt das Fass aufmache, dass auch die hochgelobt, umweltfreundliche Elektromobilität (andere) massive Umweltschäden verursacht und Menschen, die die benötigten Rohstoffe abbauen, krank macht, dann merken wir: Es ist komplex mit diesem Sinn. Ich gehe soweit und sage: Für manche Jobs ist es unmöglich, einen Sinn zu finden! Den kann ich nur erfinden. 

 

Was ist der Purpose von Arbeit?

Aber gehen wir doch mal tiefer. Gibt es einen Sinn von Arbeit? Auf jeden Fall. Arbeit an sich kann schon ohne Sinn sinnvoll sein. Wenn ich das Laub in meinem Garten reche, ist das nichts, was ich machen MUSS, nichts was sinnvoll ist (solange ich keinen englischen Garten haben möchte). Aber die Arbeit an sich hat ihren Wert. Sie entspannt mich. Sie bringt mich an die frische Luft. Ich sehe am Ende, was ich geschafft habe und freue mich darüber. Ich habe mich körperlich betätigt. Ich war aktiv. Und wenn ich das jetzt aufs Schneeschippen in meiner Nachbarschaft ausweite und damit dafür sorge, dass niemand ausrutscht und körperlich nicht so fitte Nachbarn nicht selber schippen müssen – dann habe ich sogar etwas für die Gesellschaft getan. Diese Arbeit braucht keinen Extra Sinn – sie hat einen Sinn in sich.

Denken wir weiter. Warum arbeiten Menschen seit Adam und Eva? Weil sie sonst nicht überleben könnten. Ackerbau, Jagd, Essen zubereiten, Werkzeuge herstellen – all das war kein Zeitvertreib, sondern sicherte das Überleben. Es war absolut notwendig und sinnvoll. Wenn dann noch Zeit für was anderes war, dann betätigten sich die Menschen mit den anderen Dingen, die ihnen einfach Spaß machten. Tanzen, Geschichten erzählen, Zeit mit der Familie, dem Stamm verbringen. Heute haben wir immer mehr Zeit für Dinge, die uns Spaß machen. Ein langer Winter und ein gebrochenes Bein bedeuten nicht mehr unseren Tod. Wir arbeiten auch keine 80 Stunden mehr wie zu Beginn der Industrialisierung. Aber eines ist geblieben: Wir arbeiten fast alle vor allem, weil wir irgendwie unser Geld verdienen müssen. Um, krass formuliert, unser Überleben zu sichern und evtl. sogar zu verbessern.

 

Was ist der Purpose von Arbeitgebern?

Was ist also der wesentliche Purpose von Arbeitgebern? Arbeit zur Verfügung zu stellen und so zu bezahlen, dass Menschen davon gut leben können. Und die Arbeit so zu gestalten, dass die Menschen auch nach der Arbeit noch ein Leben haben. Denn wir leben ja eigentlich nicht, um zu arbeiten. Sondern wir arbeiten, um zu leben. Was aber irgendwie die meisten Menschen vergessen haben, mich inklusive.

Ist Ihnen das zu wenig? Nun, Gegenfrage: Warum wollen wir Arbeit immer so überhöhen??? Warum ist sie uns so wichtig? Das hat sich ja erst entwickelt. Bei den alten Griechen war Arbeit verpönt und nur was für Sklaven und das einfache Volk. Kein Gelehrter arbeitete. Wir arbeiten heute, als ob unser Seelenheil davon abhängt. Oder unser Lebensglück. Die meisten LeserInnen dieses Artikels arbeiten sehr wahrscheinlich nicht in erster Linie, damit sie morgen noch was zu essen haben. Die Existenz ist halbwegs gesichert. Sinnsuche im Job dürfte für viele Menschen schlicht ein Luxusproblem sein. Fragen Sie mal die Näherinnen in Bangladesch, ob die nach Sinn im Job suchen …

Aber an einem Punkt bin ich bei allen Sinnsuchern: Wenn es irgendwie möglich ist, sollte Arbeit Spaß machen und der Job zu mir passen. Das sehe ich auch so. Wenn es möglich ist. Der Anspruch war die letzten Jahre sicherlich berechtigt. Jetzt, in der Corona Krise, in der viele Branchen und Unternehmen ums Überleben kämpfen, sollte es ganz pragmatisch vor allem darum gehen, Arbeit zu erhalten. Damit die Menschen weiter Geld verdienen, um leben zu können.

 

Zum Purpose Kern und darüber hinaus – mit HUMAN PLACE

Der erste Lockdown im März 2020 und die Verunsicherung der darauf folgenden Wochen, wie es denn mit der Wirtschaft weitergeht, führte in meinem Netzwerk zu vermehrten Anfragen an mich, bei der Jobsuche zu helfen. Denn auf einmal lief für einige Zielgruppen die Jobsuche nicht mehr wie geschnitten Brot. Oder „sichere“ Branchen und Arbeitsplätze fingen an zu wackeln. Und es zeigte sich, wie wichtig es doch ist, Arbeit zu haben. Im Zweifel auch mal ohne Sinn.

Für mich selbst waren die letzten Monate ebenfalls sehr spannend. Zum einen aufgrund der ja doch immer mitschwingenden wirtschaftlichen Unsicherheit, die aber dankenswerter Weise nie kippte, eher im Gegenteil. Es sind sogar in der Corona Krise Kunden neu dazu gekommen. Zum anderen aber auch, weil ein Gedanke in mir entstand, der am Ende zu einem komplett neuen Produkt führte. Dem HUMAN PLACE Onlinekurs zur beruflichen Orientierung und Jobsuche – und der HUMAN PLACE Arbeitgeber Partnerschaft. Mein oberstes Ziel ist es, die Arbeitswelt menschlicher zu machen. Indem der Onlinekurs Menschen bei ihrer beruflichen Orientierung hilft. Entweder, um einen noch besser passenden Job für sich zu finden. Oder um überhaupt erstmal wieder einen Job zu bekommen. Und indem sie erfahren, was auf der Arbeitgeberseite eigentlich genau mit ihrer Bewerbung passiert. Denn das ist ja nach wie vor die große Blackbox für alle BewerberInnen.

Gleichzeitig möchte ich Arbeitgeber als Partner gewinnen, die diesen Kurs an „ihre“ BewerberInnen, Talent Pool Mitglieder oder überhaupt alle Karriereinteressierten verschenken. Um ihnen damit etwas gutes zu tun. Nebenbei zahlen sie natürlich auch auf ihre Candidate Expience und Employer Brand ein. Aber das muss ich Ihnen ja nicht erzählen. Und 10% des Umsatzes gehen an ein soziales Projekt. Ich freue mich sehr, dass ich bereits aus meinem Netzwerk sehr positives Feedback zu dieser Idee bekommen habe und auch schon die ersten Arbeitgeber als Partner gewinnen konnte. Vielen Dank für das Vertrauen! Mehr dazu bald hier. Vielleicht haben Sie ja auch Lust, dabei zu sein und mit uns gemeinsam die Arbeitswelt menschlicher zu machen? Ich würde mich freuen.

Also, lassen Sie uns 2021 gemeinsam diese Krise stemmen und unsere Verantwortung für unsere Mitmenschen wahrnehmen, sofern wir es können. Ihnen und uns wünsche ich dazu tolle Ideen, viel Energie, Durchhaltevermögen – und natürlich die dafür nötige Gesundheit.

In diesem Sinne – herzlichen Gruß,

Ihr Henrik Zaborowski